24 April 2016

Postkarten aus dem Garten

"Mir geht es gut, wie geht es euch? Das Wetter ist schön und das Essen genießbar." 

Mehr Information kann man von der Rückseite einer Bildpostkarte kaum erwarten. Die heute von mir gestreuten Postkarten brauchen auch nicht viel Text.

Im November gepflanzt und machen gleich in der ersten Saison was her: Fritillaria imperialis "Lutea maxima". Leider raspeln die paar Schnecken, die ich dieses Jahr habe, die saftigen Stängel wie nix durch.

Die Sämlinge des Boretsch aus dem letzten Jahr legen in kurzer Zeit enorm an Größe zu und stehen im April schon stattlich da. Gekampelt und geschneuzt. 

Geschafft! Gegen Ende März ist der Gemüsegarten fertig zur Aussaat. Nach und nach kommen die Samen in die Erde. Das ist eine meiner Lieblingstätigkeiten im Gartl und hat sicher was mit Vorfreude zu tun.

  
 Auf die mit Grabgabel und Sauzahn gelüfteten Beete kommt noch eine Ladung Kompost. Er wird grob eingearbeitet und alles mit dem Sternroller nochmals feinkrümelig gerollt. Schließlich wird das Saatbeet mit dem schweren Eisenrechen eingeebnet und fertig.

 
  
Das Saatgut lege ich vor der Aussaat in EMA (Effektive Mikroorganismen aktiviert) ein. Bei den Zuckererbsen, den Radieschen, beim Kohlrabi hatte ich eine Keimrate von annähernd 100%. Seit zwei Jahren gieße, säe, pikiere und kompostiere ich mit Effektiven Mikroorganismen, die ich selber fermentiere. Anwender berichten von schnecken- und schädlingsarmen Gärten sowie gesunden und starken Pflanzen. Ich glaube so etwas ja erst, wenn ich es einige Jahre selber probiert habe. Was nicht wirkt, fliegt raus. Zwischenergebnis: sieht gut aus. Weniger Fäulnis, kaum Schnecken trotz des milden Winters. Kann aber auch einfach Zufall sein.

Ganz winzig und eng stehen die Wörter auf dieser Bildpostkarte: 
Was ganz Erstaunliches habe ich dieses Jahr zum ersten Mal gesehen: Den mir bis dato unbekannten Maiwurm. Ich wusste, es musste ein Käfer sein, aber irgendwie sah er so unfertig aus, wie er sich so durch das Gras schleppte. Flügel waren wohl dran, aber die würden doch niemals ausreichen, um den massigen Körper in die Luft zu bringen! Beim Nachlesen stellte sich heraus, dass der ca. 4 cm große Käfer ein Maiwurm ist, der zu den Ölkäfern gehört und flugunfähig ist. Der parasitische Maiwurm war wohl gerade auf dem Weg ins Wirtshaus, äähm zu seinem Wirt, wollte ich sagen, da er Richtung Wildbienenhotel gestapft ist. Die Maiwürmin :-D legt bis zu 2000 Eier ab, woraus Larven schlüpfen, die sich an Beinen von Wildbienen festklammern und so in deren Brutkammern kommen, wo sie sich vollfressen und sich dann im Boden verkriechen. In einem engerlingartigen Larvenzustand überwintern sie im Boden, verpuppen sich im Frühjahr und kommen dann Anfang Mai als fertiger Käfer raus. Siehe oben. Was es alles gibt!


 Der gute Maiwurm frisst vor allem Kräuter, ob er Schnittlauch mag, weiß ich nicht. Und der ist dieses Jahr besonders üppig. Die bösesten Weiber haben bekanntlich den schönsten Schnittlauch. Aber man soll ja nicht jeden Blödsinn glauben....


 Den russischen Beinwell hab ich schon seit über 10 Jahren im Garten. Der umsichtige Gärtner hat ein Auge auf ihn, vor allem im Gemüsebeet darf man ihn nicht verweilen lassen. Bei mir wuchert er im kleinen Vorgarten unter Wildrosen. Ich schneide ihn immer wieder zurück und er treibt auch wieder verlässlich durch. Ich verwende die Blätter gerne für Kaltwasserauszüge für die Tomaten. 


 Im Anzucht-Frühbeet muss alles nochmal zusammenrücken, da es wieder kalt geworden ist.


 Ebenfalls im November gesteckt habe ich Zwiebeln dieser Wildtulpe. Im Knospenstadium Ende März versprachen sie bereits einen umwerfenden Anblick mit ihren rötlichen Stängeln und den elegant eingedrehten Spitzen.


 Das satte, dunkle Gelb und der betörende Fliederduft im April haben mich dann vollends überzeugt: Davon wird es nächstes Jahr etliche mehr geben! Sie leuchten weithin!



 Die Große Braunelle hat 2016 ein gutes Jahr. Nie zuvor habe ich so viele im Garten gesehen und, wie hier, in den Staudenbeeten stehen lassen. Seht nur, wie sie ihre Arme in alle Richtungen ausstreckt.


 Dringend muss ich die Rambler zurückschneiden. Der Rosenlaubengang ist so was von zugewachsen, dass darunter nur mehr Moos lebt. In den Beeten unterhalb, vor allem auf der nördlichen (rechten) Seite, tun sich sogar die Hostas schwer.

 Von allen Seiten hat sich der Bläuling von mir aufnehmen lassen. Dann hat er mir noch schöne Augen gemacht. :-D







 Zeit für ein Käffchen......



 Boretschblüte, vom Erdfloh "geadelt". 


Und schließlich noch eine Postkarte von der Knoblauchsrauke, die mit einem schönen Habitus, frischem Grün und feinen, weißen Blütchen aufwartet. In den Salat kommt sie übrigens auch. 

"Mir geht es gut. Wie geht es euch?"

04 Januar 2016

Der Gärtnerin Studierzimmer

Lange, sehr lange, habe ich mir einen ganz privaten, wenn geht schönen, aber auch einfachen Raum gewünscht, eine Mischung aus Lagerraum für das Gärtnerzubehör und Rückzugsraum, wo ich auch mal gemütlich sitzen und über meine Gartenprojekte sinnieren kann.



Ein Zimmerchen, das den Gartengeräten mehr Komfort bietet als ein einsturzgefährdeter, offener Schuppen, der es grade mal schafft, Regen und Schnee abzuhalten, ansonsten aber großzügig Einladungen an Flugrost und Spinnentiere verteilt, sich meiner Utensilien zu bemächtigen.

Ende 2014 war mein Quartier dann halbwegs fertig. Ein schmaler Raum im Anschluss an die renovierte Werkstatt meines Mannes, den ich ihm mit Rehhamsterblick und Wehklagen abgetrotzt hatte. Ich hatte sogar selbst Hand und vor allem Knie angelegt bei der Renovierung, als ich geholfen hatte, bei eisigen Temperaturen und ohne Heizung, für den Boden alte Ziegel ins Mörtelbett zu verlegen und die Fugen glattzustreichen. Nie dagewesene Rücken- und Knieschmerzen, sag ich euch! Gelohnt hat sich die Plackerei jedenfalls, der Boden hat eine schöne, alte Werkstattoptik. Übrigens wurde beim Verlegen nicht gepfuscht: Die Krümmung des Bodens verursacht der Panorama-Modus :-D


 Nach und nach hab ich mein Studierzimmer dann mit altem Mobiliar eingerichtet, das ich entweder noch von früheren Wohnsitzen eingelagert hatte oder wir hier vorgefunden hatten. Als Regale kamen alte Weinkisten aus der Familie meines Schwagers an die Wände. Ist ja zur Zeit groß in Mode.


So richtig gemütlich ist es zwar noch nicht wirklich, aber wahrscheinlich wird es auch nicht viel besser, da ich mir mit Deko halt so schwer tu.



Immerhin erreicht die Temperatur so ca. 13°C mithilfe des alten holzbefeuerten Tischherdes in der Werkstatt und eines kleinen Elektroofens, der gewährleistet, dass die Pflanzen, die ich zum Überwintern reingeholt habe, auch überleben.

 Nachdem ich in den letzten Tagen endlich aufgeräumt habe, kann ich mich nun wiederum ans Erbsenzählen machen, meine jährliche Sameninventur sozusagen. Alte Samenreste werden ausgemustert und neue kommen auf die Einkaufsliste. Das ist eine meiner Lieblingsarbeiten im Januar oder Februar. Gleichzeitig entsteht der neue Mischkulturenplan für das Gemüsegartl, eine Heidenarbeit, weil ich ständig meine letztjährigen Pläne über den Haufen werfe.

  

 Also werde ich morgen, weil ich noch Urlaub hab, mit einem Käffchen in mein Studierzimmer pilgern, den Ofen anfeuern, meine Aufzeichnungen und Pläne auflegen und mich ans Werk machen, damit 2016 wieder reichlich Gemüse wächst.


Und das Beste ist, dass mein Blick auf das erste Bisschen Schnee fallen wird, das uns seit heute vergönnt ist.


26 Oktober 2015

Nationalhelden

Die Österreicher feiern ja heute ihren Nationalfeiertag. Im Gartl stehen meine ganz persönlichen rot-weiß-roten Nationalhelden Spalier:



Die Vogelkirsche:



 Der Walnussbaum in Schmuckuniform:



Eine Wildrose wirft sich mit dicken Hagebutten in Schale:


Angeführt wird die Parade wird von einer Winterlinde, die zumindest einen, wenn nicht schon zwei Welkriege überstanden hat:



16 Oktober 2015

Benetzt




Manch ein Septembermorgen im lichten Nebel präsentiert vergängliche Schönheiten:
 

 
 
 




06 September 2015

Zahltag!

Es ist wieder so weit. Ich gehe in das Gemüsegartl, wo mir anstandslos der Natural-Lohn für die harte Arbeit ausgehändigt wird. Dieser wird umgehend verprasst, der Bauch ist voll, das Gewissen rein, gespart wird hier nicht, denn dort wo das herkommt, gibt's noch mehr.




Der Sommer brachte kiloweise Tomaten, ungezählte Hände voll mit Cucamelon.......



........ kistenweise Weingartenpfirsiche, nicht kistchenweise, wie abgebildet; süß und triefend vor Saft, der Kern fiel fast von selbst heraus......


Heute weiß ich wieder ganz genau, wofür ich im Garten "schufte". Interessant eigentlich: Monatlich Geld zu bekommen für eine zum Beispiel unselbständige Erwerbstätigkeit ist für mich selbstverständlich, aber im Gemüsegarten eine üppige Ernte einzufahren, erfüllt mich mit tiefer Zufriedenheit und es schwingt das Gefühl mit, dass reiche Ernte nicht unwesentlich von Glück abhängt. Die Natur ist kein verlässlicher Vertragspartner, Garantien gibt es nicht, weswegen der bunte, wohlschmeckende Lohn der Erde umso wertvoller erscheint. Nein, er IST wertvoller.










14 August 2015

Gartl goes Italy!




Heute möchte ich euch einmal zeigen, wie spannend es ist, wenn man nicht nur das anbaut, was die Großeltern schon im Garten hatten: Der Blick über den Tellerrand, diesmal nach Italien, hat dem Gartl ein genügsames und dem Speiseplan ein gesundes Gemüse eingebracht, auf welches ich nicht mehr verzichten möchte:  
 Den Mönchsbart
In meinem Gartl wächst ja nicht alles, nur weil ich das will. Ich habe ja so meine Probleme mit Kohl oder Lauch (Porree) und Tomaten, na, da wisst ihr ja schon Bescheid.

Seit 2014 baue ich den Mönchsbart an, eine Pflanze aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse, Pflanzengattung Salzkrautgewächse, lat. Salsola soda.

Je nachdem, wo man sich in Italien befindet, kennt man es dort unter:
* Agretti
* Barba di Frate = Mönchsbart
* Barba di Negus (antike Bezeichnung für den äthiopischen Kaiser)
* Roscano
* Lischi
* Senape di Monaci (Mönchssenf)
* Finocchi del Mare (Meeresfenchel)

Mamma mia, lauter sprechende Namen, auf die man erst mal kommen muss. Die Italiener lieben halt ihr Essen!

Nicht schwer zu erraten, wo das Salzkraut im Mittelmeerraum oder Nordafrika wächst: auf den salzigen Böden der Küsten. Die Italiener säen bereits ab Januar aus, geerntet wird dann von März bis Mai, der Mönchsbart findet sich dort also typischerweise in den diversen Ostergerichten wieder. Das geht sich in unseren Breiten nicht aus.



2015 habe ich am 10. April direkt ins Beet ausgesät und dann noch einmal am 4. Mai und ernte nun seit Juli. Spätere Saaten haben, wie 2014, nicht gekeimt. Das kann daran liegen, dass es zu heiß war oder weil die Samen nur eine extrem kurze Keimfähigkeit besitzen, ca. 1 Jahr, ich glaube fast weniger.

Letztes Jahr habe ich keine Samen ernten können, da ist unsere Saison einfach zu kurz, aber kleine Blüten hatten die Pflanzen in den Blattachseln, richtig putzig, ein wenig wie Rosmarin sah das aus.

Hier ein 4 Wochen alter Sämling am 14. Mai 2015 von der April-Aussaat. In diesem Stadium sind sie noch extrem schneckengefährdet. Das ausgewachsene Salzkraut lassen sie aber unangetastet.


Agretti benötigen Sonne bis Halbschatten. In diesem Jahr hatte ich sie hinter hohe Zuckererbsen gesät, das hat ihnen ganz gut getan. Man soll sie dicht aussäen, damit man von den jungen Pflanzen gleich eine ganze Handvoll abschneiden kann. Leider machen mir da die Schnecken gerne einen Strich durch die Rechnung, meine Reihen Agretti stehen relativ ausgedünnt da.

Hier ein Bild vom 28. Juni, wo sie hinter den Zuckererbsen stehen.



Die älteren Pflanzen haben zähe Stängel, die ich nicht mehr verwende. Ich reble quasi die abstehenden "Nadeln" gegen den Strich ab, die sind dann auch noch richtig zart.

 Agretti von oben gesehen:



Es ist hoch interessant, dass die Agretti als Meeresküstengewächse auch bei uns so problemlos angebaut werden können und tatsächlich mit Null Pflegeaufwand auskommen. Außerdem ist das Kraut nicht nur geschmacklich interessant, sonder auch der Gesundheit zuträglich.

Was macht das Salzkraut so gesund?

Der mineralstoffreiche Mönchsbart wirkt basisch und enthält neben Kalzium, Eisen und Vitamin A auch Vitamin B3. Reich ist das Kraut auch an Kalium. Der Geschmack ist tatsächlich moderat salzig und wenn man sie nur kurz blanchiert, bleiben die Blätter grün und knackig.

Das Salzkraut schmeckt ausgezeichnet zu Fisch und Pasta. Zum Fisch bereite ich es wie Mangold zu: mit Knoblauch, Schalotten, Olivenöl und etwas Obers, ganz wenig. Die Pastasauce kann man mit Sardellen, Kapern und Olivenöl herstellen oder, was ich erst ausprobieren muss, in einer Sauce aus Eigelb, Zitrone, Muskatnuss und Grana. Das Ganze über Farfalle geben und fertig ist das mollige Hauptgericht. Da haben die Italiener schon tausend Varianten ersonnen, leider ist dann das Rezepte-Übersetzen ein wenig mühsam. Aber wer weiß, vielleicht ergibt sich gerade aus einem falsch übersetzten Rezept ein viel besseres!

Die Gattung Salsola soda wurde aufgrund der Tatsache, dass auch die Asche des Salzkrauts reich an Kalium ist, unter anderem zur Herstellung von Kaliumcarbonat, also Pottasche (Potassium ist ja der alte Name für Kalium) herangezogen. Und diese Pottasche verwendete man u.a. in der Glaserzeugung und ist aber auch ein guter Dünger. Das wäre doch auch einen Versuch wert: Die Reste des Krauts im Herbst zu trocknen und zu verbrennen, das gibt dann sicherlich einen ordentlichen Fingerhut voll Tomatendünger für das nächste Gartenjahr :-D

08 August 2015

Paradeisisch!

Jedes Gartenjahr ist anders, das ist gemeinhin bekannt. In einem Jahr brauchst du zum Abtransport der unter dem dschungelhaften Blätterdach übersehenen Zucchini drei Mann, im nächsten Jahr baust du für die erste und einzige Ochsenherz-Tomate einen Schrein, um sie vor dem Verzehr, den du aufgrund der Einmaligkeit des Schatzes fast nicht übers Herz bringst, wieder und wieder anzubeten.

Einmal sind es die Schnecken, dann ist es der Regen, dann wieder der Spätfrost; Gründe für Ernteausfälle gibt es wie Sterne am Nachthimmel, aber als Gärtner lernt man zu verzichten und für das dankbar zu sein, was schließlich wächst.



In den ersten Jahren meines Gärtnerdaseins erntete ich von 12 verschiedenen alten Tomatensorten, die Ostösterreicher nennen sie Paradeiser, was unverkennbar vom Wort Paradies (Paradiesapfel) hergeleitet werden kann. Dann kam die Kraut- und Braunfäule in meinen Garten, um zu bleiben.

Seither wiederholt sich die traurige Geschichte mit den Paradiesern: Ich pilgere zur Arche Noah und kaufe die alten Tomatensorten, starke Pflanzerln, die reiche Ernte verheißen. Ich hege und pflege sie, obwohl ich weiß, dass sie das nur schwach werden lässt, folgt man den Lehren des Burgenländischen Paradeiserkaisers Erich Stekovics. Der Gute hat leicht lachen in seinem pannonischen Klimaparadeis - äähhm paradies. Dort kann man die Tomaten einfach links liegen lassen und gut ist.
 
Zurück zu mir: Ende Juli hüpft mein Herz, wenn die Tomaten (ich bin Oberösterreicherin und anscheinend waren wir den Bayern immer schon näher als den Niederösterreichern, deshalb mundet mir das Wort Tomaten mehr als das Wort Paradeiser), also Ende Juli hüpft mein Herz, wenn die Tomaten beginnen, zu erröten und in einer scheinbar nie dagewesenen Fülle die Stäbe niederdrücken. Ochsenherz, zwar noch grün, aber so riesig, dass du zwei Hände brauchst, um eine davon zu umfassen, San Marzano, so üppig, dass du die in Flaschen abgefüllte Pasta-Sauce förmlich greifen kannst. Ein Traum - die Verheißung des Paradieses!

Und dann - dann kommt der August. Und mit dem August kommt der Regen. Und mit dem Regen die Kraut- und Braunfäule. Die Früchte werden bei grünem Leib braun, die gesamten Tomatenstöcke stinken so elend, dass du die Handschuhe nach dem Ausreißen der Sträucher gleich mit entsorgen möchtest. Es folgt der letzte Weg in die Abfalltonne. Gesetzten Schrittes begleitest du die aus dem Leben Gerissenen zur vorletzten Ruhestätte. Im Takt zu Chopin's Trauermarsch aus der Klaviersonate Nr. 2 b-Moll. Und weil der Geruch bald unerträglich wird, lege ich einen Zahn zu, jetzt von Vivaldis Gloria angefeuert. So. Deckel druff und für alle Zeiten zu!

Kaum sind die Gewesenen in der Tonne, schwöre ich bei allem, was mir heilig ist, dass ich das nächstes Jahr nicht durchmachen werde. Nie im Leben wieder dieser Aufwand, diese Vorfreude und der schmerzliche Abschied.

Das alte Jahr vergeht und mit ihm der Schmerz über das verlorene Paradeis. Doch es kommt der nächste Frühling und da steht die Nachbarin oder die Schwiegermutter mit den Pflänzchen (ganz bewusst habe ich nicht ausgesät oder gekauft und sicherheitshalber auch keinen Platz im Gartl reserviert) und ich kann die süße Melodie von Mozarts Agnus Dei hören, während meine Hände ohne mein bewusstes Zutun hoffnungsvoll die Jungpflanzerl ergreifen, wie in Trance unter dem Eindruck der Symbolik von Gottes Lamm. Die Wiederauferstehung des Paradiesapfels im Gartl!

Und wieder reifen die ersten Tomaten, vielversprechend, die süße Melodie sendend: O mio Babbino caro! Und wenn sie in diesem Jahr nicht wachsen, laufe ich zum Ponte Vecchio und stürze ich mich in den Arno, oder in die Donau, welche näher läge. Gänsehaut pur. Das Paradies zum Greifen nah im Gartl - allerdings mit einem unterbewussten Schaudern, weil das Unausweichliche doch kommen wird.

Doch im Sommer 2015 ist tatsächlich alles anders: Die selbst ausgesäten Tomaten, verwöhnt mit Mikroorganismen-angereichertem Regenwasser, dazu noch Krautfäule-resistente Sorten, gedeihen prächtig! Vom Virus Phytophthora infestans keine Spur. Ja, ich höre es doch, Amadeus: Laudate dominum!!!


2x Fantasio: Eine F1-Hybride, aber was soll's. Schönes Rot. Zum Anbeißen!


Wildtomate Golden Currant: Um einiges größer als Ribisel  oder Johannisbeeren, gibt Unmengen an Früchten.

Bauerntomate Resi: Größere Cocktailtomate, schon beinah 2m hoch, ist aber sehr verzweigt, was zu übermäßiger Selbstbeschattung führt. Eigentlich habe ich die Samen nur wegen des Namens gekauft und weil sie als resistent angepriesen wurden. Anscheinend spätere Reife. Eine konnte ich schon kosten -wirklich paradeisisch der Geschmack....



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