10 Juni 2016

Die Gute Frau in meinem Garten

Ein Wochenende Anfang Juni
Freitag

Später Nachmittag. Der Rest der Kernfamilie hat sich für das Wochenende Richtung Westen verabschiedet. Erst einmal raus in die Wildnis, die Woche war hart.

Ein, zwei Mal die Rosendüfte eingesogen, schon bin ich erholt.


Sogleich mache ich Pläne, was alles zu tun ist, wie immer reicht die Liste für drei Wochen Urlaub. Und was werde ich essen? Ohne Auto kein Einkauf. Gerade mal ein Bäcker im Dorf. Geöffnet nur vormittags. Meine Blicke schweifen über Reihen von Frühlingsgemüse. Meine Güte! Wie soll man da verhungern? Und so kommt es, dass sich dieses Wochenende um das Zubereiten von Mahlzeiten dreht.

Meine Gerichte müssen hauptsächlich aus dem bestehen, was im Gartl grad angesagt ist. Salate, Kohlrabi weiß und blau, Gartenmelde in rot und grün, Zuckererbsen, wohin das Auge reicht. Schnell mal gesurft und auf den Seiten der zahllosen Foodblogger gelandet. Manche können ja davon leben, was man so hört. Auf den ersten Blick sieht alles aus, als wäre es nicht gekocht worden, sondern nur lackiert. Und weil mir Lack nicht schmeckt, und es schon später Nachmittag ist, mach ich mir halt nur einen Salat mit gegrilltem Käse.


Untergemischt sind auch Rucola und rote Gartenmelde. Mit den Korianderblüten und den Ringelblumenmacht das auch optisch was her.
Geschmack? Boah, großartig! Und schön! Lackiert mit kaltgepresstem  Hanföl aus der Mühlviertler Ölmühle in Haslach.



Samstag

Am Samstag geht es weiter, ich pflücke erstmals die Zuckererbsen durch. Ein schönes Gefühl, Zeit zu haben für eine Arbeit wie diese.

 Reicht schon für eine Portion.


 Die "inszeniere" ich dann mit einem Zanderfilet aus dem Gefrierschrank und Kartoffeln mit viel Petersilie. Dazu wieder eine Riesenschüssel Salat. Wie das aussieht, kann man sich leicht vorstellen.
Geschmack? Boah, großartig!

Zur Beschleunigung der Verdauung noch rasch einen kleinen Französischen Zitronenkuchen gebacken, der steht nach 30 Minuten zum Auskühlen auf der Fensterbank.
Duft und Geschmack? Boah, zum Niederknieen!


Sonntag
"Gute Frau, bevor es zu regnen beginnt: 
Wollen Sie nicht ins Haus kommen?"

Hier seht ihr eine davon: Schlank und hochgewachsen, anmutig und aufrecht. Sieht sie nicht zum Anbeißen aus? Die Rede ist von der Gartenmelde, Atriplex hortensis. Die Franzosen nennen sie Bonne Femme, die Gute Frau.

Und diese Damen bevölkern derzeit das Gartl. Da gibt es die im roten Kleid, dann, vor zehn Jahren einmal ausgesät und nicht mehr losgeworden, die Mondseer Melde in gelbgrün, bzw. die Verkreuzten in gelbgrün, mit Rot überhaucht. Grüne gäbe es auch. Hab ich aber nicht.


Die Melde samt sich reichlich aus. Es reicht, je eine Pflanze beider Sorten stehen und aussamen zu lassen. Sie wird aber nicht lästig, man kann sie leicht entfernen. Im Gartl muss sich die Melde nach meinen Regeln richten: 1. Nicht in Beeten stehen lassen, wo im kommenden Jahr Rote Rüben oder Mangold gesät wird, da sie ja alle zur Familie der Gänsefußgewächse gehören. 2. Sie dürfen nur so lange bleiben, bis der Platz für die Nachbarkulturen gebraucht wird. Sie schaffen ja locker die Zwei-Meter Marke und können untenrum recht breit werden, wie das bei alten Damen schon mal vorkommen kann.


Wahrscheinlich habt ihr bereits erraten, dass es sich um eine Einladung mit Hintergedanken handelt.  Es wird heute Quiche Bonne Femme gebacken! 800 g Meldeblätter sind zu pflücken.


dann waschen und schneiden, portionsweise schleudern.

Topfen-Mürbteig kneten, Quicheform auslegen. Zwiebeln in Öl anglasen, Melde dazu, ein wenig dünsten. Dann mit einer Eier- Joghurt-Mischung vermischen.


In die mit Mürbteig ausgelegte Form einfüllen und Schafkäsewürfel drüber.


Ab in den Ofen. Endlich. Zusätzlich zum langwierigen Ernten stehe ich mindestens noch eineinhalb Stunden in der Küche.
Aber: Boah! Großartig! Äußerst köstlich. Hier das Rezept, an das ich mich so ungefähr gehalten habe. Allein den Namen des Gerichts musste ich ändern auf Quiche Bonne Femme. Das wird dem schönen Gericht viel besser gerecht.


Schön rosa durch den Saft der roten Blätter. Sieht appetitlich aus, finde ich. Das Beste aber ist, dass man durch den geringeren Oxalsäuregehalt im Vergleich zum Spinat oder Mangold keine pelzige Zunge bekommt.


Gleich zwei Stück verspeist, da kenn ich keine Hemmungen. Dann hilft nur noch eines:


Ein Ausflug ins Träumeland in der Hängematte eingelullt vom zarten Duft des Ramblers Paul's Himalayan Musk.




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