01 Januar 2013

Campsis radicans - Kraftlackl und Himmelsstürmer

Es ist wieder einmal Zeit für eine öffentliche Liebeserklärung!

Ich gestehe: Ich bin ihr verfallen, dieser üppigen, kraftstrotzenden Kletterschönheit, namens Campsis radicans, auch geheißen Jasmintrompete, Trompetenblume oder Rote Trompete.



Schon als wir unser kleines Anwesen 2005 erworben haben, schmachtete ich diese vitale Schönheit über den Zaun hinweg an, wo sie einen alten, hohen Schupfen in Nachbars Garten eingenommen hatte und sommers orange herüberleuchtete. 2007 beglückten mich meine netten nördlichen Nachbarn mit zwei Sämlingen, die ich gleich an den beiden südlichen Ecken unserer Schupfenruine einpflanzte. Der Boden dort ist karg und steinig, unbarmherzig brennt die Sonne den lieben langen Tag darauf. Drei lange Jahre des Zweifelns und Kopfschüttelns folgten: Es quälten sich zwar  je zwei bis drei Stämmchen mühsam die Holzlatten hoch, aber von Üppigkeit oder Blütentraum keine Spur. Im vierten Jahr gings dann los: Die Stämmchen hatten sich zwischen den Holzlatten verspreizt und ihre Wurzelfüßchen in die raue Oberfläche gesaugt und im Dachbereich entwickelte sich die Andeutung eines Blätterdaches mit einigen Blüten. 2011 erfreuten wir uns an der üppigen Blütenfülle, die uns 2012 endgültig überwältigte! Nun war auch zu erahnen, mit welch zerstörerischer Kraft die Stämme und Triebe auf die windschiefe und ohnehin einsturzgefährdete Schupfenruine einwirkten. Keine Frage, das nehmen wir in Kauf für diese atemberaubende Schönheit.

Die Trompetenblume ist zweifelsfrei eine hochinteressante Kletterpflanze. Als Selbstklimmer erobert sie mit ihren Haftwurzeln, denen man im übrigen bei ihrer Ausbreitung förmlich zusehen kann, Holz-,  Putz-, und sicherlich auch Steinfassaden.


Oben die frischen, saftigen Wurzelfüßchen eines Sämlings, der 2011 am Rosen-Laubengang aufgegangen war und diesen im Herbst 2012  bereits um einen halben Meter überragt hat. Das Stämmchen hat also in einer Saison und unter idealen Bedingungen 2,50 m zugelegt! Das mag ich. Das beeindruckt mich.


Hier der o.g. Sämling auf halber Höhe an einem Pfosten des Laubengangs im Sommer 2012.

Oben derselbe Sämling im Herbst 2012!

Da an diesem Pfosten 2011 eine Rambler-Rose, nämlich die Russeliana, gepflanzt wurde, darf man gespannt sein, wie sich die beiden so dicht nebeneinander arrangieren werden. Den 3m-Sprint hat schon mal die Campsis gewonnen.




Die beiden oberen Bilder zeigen die verholzten Stämme einer sechsjährigen Pflanze. Die Stämme, die ja auch an Durchmesser beträchtlich zunehmen, haben bereits zahlreiche Holzlatten auseinandergedrückt. Die Haftwurzeln scheinen ebenso zu verholzen, sobald sich die Pflanze anderweitig Halt verschafft hat und nicht mehr nur auf die Haftwurzeln angewiesen ist, wie im Jugendstadium.



Freude macht die Campsis auch, weil sie absolut frosthart ist, was nach dem großen Rosenfro(u)st im Februar 2012 allgemein Thema ist. Ich habe sie noch nie im Winter geschützt. Gedüngt werden sie von mir kaum, ab und an mit verdünnter Brennesseljauche, wenn mir im Vorbeigehen mal was versehentlich aus der Gießkanne rausschwappt. Zu viel Dünger, vor allem Stickstoff,  ist auch der Blütenfülle abträglich, d.h. Vernachlässigung danken diese Pflanzen mit Blühfreudigkeit. Das mag ich auch!

Es gibt auch weniger frostharte Sorten, wie Campsis tagliabuana (x) Indian Summer oder  Campsis tagliabuana (x) Mme Galen, die durch Einkreuzung mit Campsis grandiflora entstanden sind. Für mich wiegt Unkompliziertheit und Verlässlichkeit mehr. Ich will bei Kletterpflanzen nicht jedes Jahr wieder von unten beginnen.

 Ich habe meine Pflanzen bisher noch nicht geschnitten, weil es mir gerade ihre Üppigkeit und Unbändigkeit angetan hat. Bevor sie mir jedoch den potjemkinschen Stadel ganz auseinandernimmt, werde ich wohl in der nächsten Saison die Schere ansetzen müssen. Der Rückschnitt soll nicht im Sommer, sondern im Frühjahr kurz nach dem Austrieb durchgeführt werden, da die Campsis an den einjährigen Trieben blüht. Diese werden auf drei bis vier Augen zurückgeschnitten und aus den verbleibenden Zapfen entwickelt sie wiederum ihre Blüten. 

Da wird wohl die mehrfach ausfahrbare Leiter zum Einsatz kommen müssen - seufz!



Meine Lieblingsseite zum Thema Fassadenbegrünung ist übrigens: www.fassadengruen.de von einem Unternehmen, das  Edelstahl-Seilsysteme als Rankhilfen für Kletterer vertreibt. Die Seite gibt einen perfekt strukturierten Überblick über die verschiedenen Kletterpflanzenkategorien und für welche Fassade ein bestimmter Kletterer geeignet ist. Darüber hinaus sind unzählige Fotos mit wunderschönen Anwendungsbeispielen zu jedem Kletterer enthalten. Das Thema ist mit dieser Seite wunderbar umfassend aufgearbeitet. Da kann man sich was drunter vorstellen. Und das mag ich auch.

3 Kommentare:

  1. wunderschön ist Deine Campsis Christiane!
    Bei uns ist es leider meist zu kalt für sie. Aber die Blüten sind allemal einen Versuch wert und ich probiere es immer wieder. So prächtig wie Deine werden wir sie aber hier in München wohl nicht bekommen.
    Schöne Bilder! übrigens.
    Viele Grüße von Renate

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  2. Ooooh, mein Gott !!! :-0

    Was bin ich froh, daß ich mir das erspart habe. Hab ja eh schon eine Wisteria sinensis, die macht genausoviel Arbeit, wenn man sie im Zaum halten will, oder muss.
    Wachsen würde sie hier schon. Aber, danke, nein.....
    Noch dazu hat sie Haftwurzeln, wie Efeu oder wilder Wein. Das kriegt man ja nicht mehr von der Mauer.

    Entschuldige, wenn ich so negativ daherschreib, aber ich bin ein gebranntes Kind, siehe Blauregen.....

    lg Frieda

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  3. Danke für Deinen Bericht :-) Das bestärkt mich das Pflänzchen unserer südlichen Nachbarin nun doch unter der Korkenzieherweide anzusiedeln, damit sie mir im Idealfall zulünftig etwas den Rückschnitt der Weide erleichtert. Ich hatte Bedenken, dass sie so empfindlich ist, dass sich der Aufwand nicht lohnt. Aber vielleicht blüht sie dann doch in ein paar Jahren auf dem zurückgeschnittenen Weidenkopf wenn sie so kraftvoll zupacken kann ...
    LG Silke

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