20 August 2011

Hymne auf das Echte Herzgespann

Das Echte Herzgespann, lat. Leonurus cardiacus, liebe ich besonders, weil es einerseits eine malerische, hohe Hintergrundpflanze ist, weil es Tausende von Hummeln über einen Zeitraum von 2-3 Monaten ernährt und weil es einfach unkapriziös ist. Das Herzgespann, das zur Familie der Lamiaceae gehört, ist auch als Bärenschweif, Wolfstrapp oder Mutterwurz bekannt. Die Pflanze wurde bereits von Theophrast als Heilmittel für Herz- und Magenbeschwerden erwähnt. Mutterwurz nannte man es wegen seiner kontrahierenden Wirkung auf den Uterus.

Der gärtnerische Wert, vor allem für den naturnahen Garten, kann nicht hoch genug angesetzt werden!
Das aufrecht wachsende Herzgespann ist eine bis zu 2m hohe,  mehrjährige Pflanze mit gezähnten lanzettlichen Blättern und weißlich-rosaroten haarigen Büscheln, die in achselständigen Quirlen ab dem zweiten Standjahr erscheinen.



Wegen ihrer zahlreichen Vorzüge war und ist sie eine beliebte Bauerngartenpflanze. Als junge Pflanze erfrischt sie die Beete im Frühling mit einem schön geformten Busch und weichen, behaarten Blättern.



Die Hummeln fliegen nur so drauf! Es ist fast unmöglich, Herzgespann mal ohne Hummeln zu fotografieren.
 Das Herzgespann steht am liebsten im Halbschatten. In voller Sonne verblühen die Blütenstände rasch, werden braun, hart und scharfkantig (!).
Da sich das Herzgespann rechlich aussät, hat man immer wieder junge Pflanzen und natürlich auch einen Bestand aus verschieden alten, i.e. verschieden großen Pflanzen. Die Fotos "Herzgespann im ersten Standjahr" und "Herzgespann mit Samenkapseln" sind am selben Tag aufgenommen. Im zweiten Standjahr sind sie ca. 1m hoch.

Ein weiterer, sehr geschätzter Vorteil des Herzgespannes ist die problemlose Verpflanzung von Sämlingen im ersten und zweiten Standjahr. Ab dem dritten Standjahr wird es schwer, die weit in die Tiefe reichenden, dicken Hauptwurzeln unversehrt aus dem Boden zu lösen. Die Pflanzen überleben aber auch solche Verletzungen. Wichtig beim Herzgespann ist das frühe Stützen der Stängel, da sie sich sonst zu Boden neigen, waagrecht entlang wachsen und nur die Ähren ein wenig aufstellen. Dann ist die ansprechende Form jedenfalls dahin.

Man kann die Stängel nach dem Verblühen abschneiden oder diese über den Winter stehen lassen. In diesem Fall kann man sie im Frühjahr zurückschneiden, jedoch nicht zu früh, da Insekten gerne drinnen überwintern. Meiner Erfahrung nach wird diese dankbare Wildstaude durch das Ausreifen der Samen nicht geschwächt.

Das Herzgespann lässt sich gut mit Mohn kombinieren, da es zur Mohnblüte einen erst ca. 50-70cm hohen, kugelförmigen Busch ohne Ähren ausgebildet hat. Man sollte aber beide Pflanzen mindestens 70cm auseinandersetzen, da das Herzgespann jedes Jahr an Durchmesser zulegt. Schöne Effekte ergeben sich auch mit den Blütenkugeln des Allium oder mit kräftig gefärbten und doch natürlich wirkenden Tulpen. Das einziehende Laub wird vom Herzgespann gekonnt verdeckt. Schneidet man im August oder September zurück, können auch Astern vom freigewordenen Raum profitieren.


Hier eine Kombination Herzgespann - Lilien (Foto durch Anklicken vergrößern). Bezaubernde Pflanzenkombinationen ergeben sich also nicht nur mit Früh- und Spätblühern.

Fazit: Muss man einfach pflanzen!

Hymne auf die Vogelkirsche

Im Hausgarten hat die Vogelkirsche (Prunus avium) schon lange verloren. Obwohl Baum des Jahres 2010, pflanzt keiner mehr freiwillig diesen schlanken Riesen in sein Gärtlein. Schade, denn als Frühstückslieferant kommt sie der Amselbande gerade recht, da die Zeit der Süßkirsche dann meist schon vorbei ist.


Zu Beginn meiner Gärtnerleidenschaft entlockte mir die Vogelkirsche nur einen fragenden Blick. In meinem Garten durfte der Wasserschlürfer nur bleiben, weil er im idealen Hängemattenabstand zu einem Holler stand. Seit ich aber beobachte, welch ein Flugverkehrschaos die Amselschar morgens für das saftige Frühstück auf sich nimmt, hat sich mein Respekt vervielfacht. Klar hat die Süßkirsche eine mächtigere Lobby: Die Imker, die Kinder, die Entscheidungsträger im Hausgarten. Auch wenn die Vogelbande im Kerne-Ausstreuen konkurrenzlos ist, so hat der Gärtner doch meist das letzte Wort und reißt die jungen Bäumchen gnadenlos aus...schade!

Immer wieder lese ich von besorgten Gartnebesitzern oder -Übernehmern, dass sie die Vogelkirsche entfernen wollen, weil sie giftig wäre. Das ist natürlich nicht der Fall. Nur im Innern der Samen befindet sich die giftige Blausäure. Die Kirschen können jedenfalls gegessen werden.

Vor zwei Jahren habe ich einen Rambler, Paul's Himalayan Musk, an die Ostseite der Vogelkirsche gepflanzt. Inzwischen an die 5 Meter hoch, hüllt die Kletterrose den Stamm im Mai in Wolken aus kleinen hellrosa Pompoms mit leichtem, fruchtigem Duft. Es ist herrlich anzusehen, wie sich die unzähligen Blüten an ihren weichen Trieben im Wind wiegen. Die langen Angelruten hängen zwar inzwischen weit nach unten, von ihrem Scheitelpunkt aus klettern aber auch zahlreiche Triebe nach oben in den Baum hinein. Sogar im Innern der Baumkrone waren heuer unzählige Blüten zu entdecken. Das macht den Blick von der Hängematte in den Baum zu einem Erlebnis! Ein Foto mit blühendem Rambler werde ich im nächsten Frühjahr nachliefern....




19 August 2011

Wie viel Deko verträgt ein Garten?

Wie viele bunte Kugeln, Keramik-Zaunreiter-Tiere, Zwerglein oder Gargoyles, bepflanzte ausgelatschte Männerschuhe oder nostalgische Fiberglas-Engerl kann ein Garten verkraften? Da scheiden sich die Geister. Grundlegend ist ja jede Gestaltung im Garten schon Dekoration im weitesten Sinne. Der Garten ist eine  "Kulturlandschaft", die durch Auswahl und bewusste Anordnung von Pflanzen  angelegt und gestaltet wurde. Selbst der sogenannte Naturgarten ist ja kein Produkt der Natur, sondern lediglich idealisierte Wildnis. Zeige mir deinen Garten und ich sage dir, wer du bist. Und über dein Wohnzimmer weiß ich dann auch gleich Bescheid.


Soweit es mich und meinen Garten betrifft, ist nach ein paar Tontöpfen, ein paar Leitern, ein wenig altem bäuerlichem Gerät und ein paar krummen Ästen als Pflanzenstütze schon Schluss. Ansonsten gönne ich mir gerade noch ein selbstgebautes Vogelhaus und ein hölzernes Herz auf Baustahl. Das war's. Ein Garten ist kein Museum. Ein Garten ist keine Rumpelkammer. Ein Garten ist kein Messi-Wohnzimmer, gerammelt voll mit Nippes und Kramuri. Ein Garten ist nämlich in erster Linie für die Pflanzen und Tiere da, erst danach kommen wir und dürfen teilhaben und genießen. So können wir der Welt wieder ein klein wenig zurückgeben. Und wir wollen ihr doch nicht noch mehr "Müll" zurückgeben!?!




Tagetes erecta Arctic weiß

So würdigt ein Online-Shop diese Studentenblumen-Sorte (Züchter: Kiepenkerl) : "Für Leute, die sonst keine Studentenblumen mögen". Was soll ich sagen? Mit dieser Sorte haben sie dann wohl die Abneigung gegen Studentenblumen einzementiert!

Im Frühling ließ ich mich hinreißen, einmal Samen einer gefüllten Tagetes-Sorte zu kaufen, obwohl ich der festen Meinung bin, dass gefüllte Sorten einerseits zu kitschig sind, andererseits und bekannterweise keinerlei Wert für Insekten haben. Zwischen den üppigen Rüschen ist einfach nichts zu holen für das Bienen- oder Hummelvolk! Ich mag ja den typisch strengen Tagetes-Geruch, auch wenn sich bei anderen Gartenbesitzern die Nasenhaare kräuseln, nur dieses Braun-Gelbe, das ohnehin den Sommer dominiert, wollte ich mir sparen und entschied mich also für diese cremefarbene Sorte.

Die Samen wuchsen auch schnell und gut an, bildeten bald üppige Büsche und wenn ich auch nicht gerade begeistert war, so war ich doch zufrieden ob des raschen Auflaufens und der guten Bodendeckung.

Als dann aber der Regen kam, wurden die Blüten braun. Wäre ja auch nichts Neues, wenn da nicht, bei näherer Betrachtung, dieser ekelhafte Schimmelrasen gewesen wäre, der die welken, braunen Blüten überzog.


Beim Abschneiden der Blütenköpfe stieg mir schon die Galle hoch, besonders als die Sporen sich vor meiner Nase verteilten. Mit bloßen Händen wollte ich sie nicht berühren. Andererseits behagte mir der Gedanke, dass der Schimmel an den Handschuhen haften würde,  ebenso wenig. Und schließlich musste ich das Ganze dann auch noch über die Biotonne entsorgen und der Kompost ging leer aus.


Fazit: Fliegt hochkant raus!





Hochsommerblüte


Der heiße, trockene Frühling ließ befürchten, dass im Sommer gar nichts mehr blühen wird, weil vor allem die Stauden ihre schönste Blüte Mitte Juni bereits hinter sich hatten. Gut, dass ich falsch lag. Wie immer zeigt sich der Hochsommer in sattem Gelb mit dissonantem Rosa und Pink der Kosmeen.


Die kleinen Rambler am Laubengang schieben auch noch Blüten nach, wie z.B. Crimson Shower, Gela Tepelmann oder Phyllis Bide, während Francis E. Lester oder Goldfinch ihre ganze Kraft in die Ausbildung langer Triebe stecken.


Mit einer zweiten Blüte tun sich Ziersalbei und Rittersporn hervor und die Fetthennen färben ihre Knospen schon leicht rosa. Die Dahlien geben dem Hochsommerbraun noch einmal Frische.














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