Heute möchte ich euch einmal zeigen, wie spannend es ist, wenn man nicht nur das anbaut, was die Großeltern schon im Garten hatten: Der Blick über den Tellerrand, diesmal nach Italien, hat dem Gartl ein genügsames und dem Speiseplan ein gesundes Gemüse eingebracht, auf welches ich nicht mehr verzichten möchte:
In meinem Gartl wächst ja nicht alles, nur weil ich das will. Ich habe ja so meine Probleme mit Kohl oder Lauch (Porree) und Tomaten, na, da wisst ihr ja schon Bescheid.
Den Mönchsbart
Seit 2014 baue ich den Mönchsbart an, eine Pflanze aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse, Pflanzengattung Salzkrautgewächse, lat. Salsola soda.
Je nachdem, wo man sich in Italien befindet, kennt man es dort unter:
* Agretti
* Barba di Frate = Mönchsbart
* Barba di Negus (antike Bezeichnung für den äthiopischen Kaiser)
* Roscano
* Lischi
* Senape di Monaci (Mönchssenf)
* Finocchi del Mare (Meeresfenchel)
Mamma mia, lauter sprechende Namen, auf die man erst mal kommen muss. Die Italiener lieben halt ihr Essen!
Nicht schwer zu erraten, wo das Salzkraut im Mittelmeerraum oder Nordafrika wächst: auf den salzigen Böden der Küsten. Die Italiener säen bereits ab Januar aus, geerntet wird dann von März bis Mai, der Mönchsbart findet sich dort also typischerweise in den diversen Ostergerichten wieder. Das geht sich in unseren Breiten nicht aus.
2015 habe ich am 10. April direkt ins Beet ausgesät und dann noch einmal am 4. Mai und ernte nun seit Juli. Spätere Saaten haben, wie 2014, nicht gekeimt. Das kann daran liegen, dass es zu heiß war oder weil die Samen nur eine extrem kurze Keimfähigkeit besitzen, ca. 1 Jahr, ich glaube fast weniger.
Letztes Jahr habe ich keine Samen ernten können, da ist unsere Saison einfach zu kurz, aber kleine Blüten hatten die Pflanzen in den Blattachseln, richtig putzig, ein wenig wie Rosmarin sah das aus.
Hier ein 4 Wochen alter Sämling am 14. Mai 2015 von der April-Aussaat. In diesem Stadium sind sie noch extrem schneckengefährdet. Das ausgewachsene Salzkraut lassen sie aber unangetastet.
Agretti benötigen Sonne bis Halbschatten. In diesem Jahr hatte ich sie hinter hohe Zuckererbsen gesät, das hat ihnen ganz gut getan. Man soll sie dicht aussäen, damit man von den jungen Pflanzen gleich eine ganze Handvoll abschneiden kann. Leider machen mir da die Schnecken gerne einen Strich durch die Rechnung, meine Reihen Agretti stehen relativ ausgedünnt da.
Hier ein Bild vom 28. Juni, wo sie hinter den Zuckererbsen stehen.
Die älteren Pflanzen haben zähe Stängel, die ich nicht mehr verwende. Ich reble quasi die abstehenden "Nadeln" gegen den Strich ab, die sind dann auch noch richtig zart.
Agretti von oben gesehen:
Es ist hoch interessant, dass die Agretti als Meeresküstengewächse auch bei uns so problemlos angebaut werden können und tatsächlich mit Null Pflegeaufwand auskommen. Außerdem ist das Kraut nicht nur geschmacklich interessant, sonder auch der Gesundheit zuträglich.
Was macht das Salzkraut so gesund?
Der mineralstoffreiche Mönchsbart wirkt basisch und enthält neben Kalzium, Eisen und Vitamin A auch Vitamin B3. Reich ist das Kraut auch an Kalium. Der Geschmack ist tatsächlich moderat salzig und wenn man sie nur kurz blanchiert, bleiben die Blätter grün und knackig.
Das Salzkraut schmeckt ausgezeichnet zu Fisch und Pasta. Zum Fisch bereite ich es wie Mangold zu: mit Knoblauch, Schalotten, Olivenöl und etwas Obers, ganz wenig. Die Pastasauce kann man mit Sardellen, Kapern und Olivenöl herstellen oder, was ich erst ausprobieren muss, in einer Sauce aus Eigelb, Zitrone, Muskatnuss und Grana. Das Ganze über Farfalle geben und fertig ist das mollige Hauptgericht. Da haben die Italiener schon tausend Varianten ersonnen, leider ist dann das Rezepte-Übersetzen ein wenig mühsam. Aber wer weiß, vielleicht ergibt sich gerade aus einem falsch übersetzten Rezept ein viel besseres!
Die Gattung Salsola soda wurde aufgrund der Tatsache, dass auch die Asche des Salzkrauts reich an Kalium ist, unter anderem zur Herstellung von Kaliumcarbonat, also Pottasche (Potassium ist ja der alte Name für Kalium) herangezogen. Und diese Pottasche verwendete man u.a. in der Glaserzeugung und ist aber auch ein guter Dünger. Das wäre doch auch einen Versuch wert: Die Reste des Krauts im Herbst zu trocknen und zu verbrennen, das gibt dann sicherlich einen ordentlichen Fingerhut voll Tomatendünger für das nächste Gartenjahr :-D